Einige Gedanken zum Thema „Naturmeditationen“

Ein Vogelrest am Strand.
Ein Vogelflügel in den Dünen.
Ein Butt im Spülsaum der Insel, durch Flugsand eingesiebt,
----------- Erinnerungen an Leben und Vergehen.
Das Flügelpaar des Regenpfeifers ist Beuterest der Kornweihe,
die hier jagte.
Die Jungmöwe, im zweiten Jahr ihres fleckigen Gefiederwechels,
hat vielleicht todbringendes Gift genommen; sie wird keinen weiteren
Gefiederwechsel zum hellen Himmelblau erleben.
Fetzen, Reste, Federn und Knochen, verdriftet im ablaufenden Wasser,
vom Sturm in die Randdünen geweht, sind Zeugen eines auflösenden Tanzes
mit schönen Figuren.
Das Fragment
das Torsohafte
birgt den Reiz des Vollkommenen in der Imagination.
Der Schatten des Strandläuferflügels, dessen Relief im Sand
schon sichtbar wird, lässt ahnen, wie es sein könnte, wenn dies
im Prozess des Einsiebens und Vergehens Befindliche zum Sediment
gerönne.
So befinden wir uns an der Nahtstelle der Ewigkeit. -----
Denn so mag manches paläontologische Kunststück entstanden sein. ---
Der Archaeopterix, dessen vollendeten Abdruck wir im Solnhofer Schiefer
bestaunen, hat ja auch vordem gelebt.
Der Paläontologe schafft dieses Bild mit Hammer und Meißel aus dem
Gestein heraus; sein bildhaftes Sehen führt ihn.
Der gegenwärtige Künstler findet und gestaltet mit den Mitteln der Kunst
Verbindung zum immerwährenden Prozess von Werden und Vergehen in der
Natur.
Dürer: „Denn wahrlich steckt die Kunst in der Natur, wer sie heraus kann
reißen, der hat sie.“


Erwin Rickert

 

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