Am 22. Januar 1552 wurde der abgesetzte Lord Protektor Somerset wegen Hochverrates
enthauptet. John Dudley, der Herzog von Northumberland, war der neue Mann an Englands
Spitze und genoss das uneingeschränkte Vertrauen des nunmehr fünfzehnjährigen Königs. Als
dieser zu Beginn des Jahres schwer erkrankte, wurde die Frage der Thronfolge neu diskutiert:
Sollte Edward ohne Nachkommen sterben, würde seine Halbschwester Mary die Krone erben,
den katholischen Glauben erneut etablieren und somit die Machtbasis des protestantischen
Adels zerstören. Vermutlich entwarf Edward höchstpersönlich seinen „Plan", der seine beiden
Schwestern Mary und Elizabeth mit der Begründung ihrer Illegitimität von der Thronfolge
ausschloss und die Krone auf Lady Jane Grey übertrug.
Ungeklärt blieb die Frage, ob der minderjährige König überhaupt ein gültiges Testament
machen könne. Zudem ignorierte Edwards „Plan" das Thronfolgegesetz von 1544. Dieses
hatte König Henry VIII. ermächtigt, den Thronfolger testamentarisch zu bestimmen, nicht
aber seinen Sohn.
Janes Eltern hatten indessen die oberste Sprosse der Adelsleiter erklommen: Mit dem Tod von
Frances Greys jüngstem Bruder erlosch der Herzogtitel von Suffolk und wurde im Oktober
1551 für Henry Grey neu erschaffen.
Am Pfingstsonntag 1553 vermählte der Herzog von Northumberland seinen jüngsten Sohn
Guildford mit Lady Jane Grey und verknüpfte so die herzoglichen Familien von Suffolk und
Northumberland mit dem Ziel, nach dem Tod des Königs eine neue Dynastie zu begründen.
Edwards Zustand verschlechterte sich rapide und Northumberland zwang die Mitglieder des
Geheimen Staatsrates und andere führende Persönlichkeiten, dem Testament des Königs
zuzustimmen und Stillschweigen darüber zu bewahren.