„Cloth of Frieze weds Cloth of Gold" – „Wolltuch heiratet Goldbrokat". Mit diesem
Gleichnis soll Charles Brandon seine Heirat mit Mary Tudor, Tochter König Henrys VII. und
Witwe des französischen Königs Louis XII., beschrieben haben. Brandon machte eine
beispiellose Karriere: Der Spross einer wohlhabenden ostenglischen Kaufmannsfamilie wuchs
zusammen mit dem späteren König Henry VIII. auf und war zeitlebens einer der engsten
Vertrauten des Monarchen. Mit der Herzogswürde von Suffolk wurde Brandon 1514 das
höchste englische Adelsprädikat verliehen, die Hochzeit mit Mary Tudor ein Jahr später
machte aus dem gebürtigen Bürgerlichen den Schwager des Königs. 1517 wurde Lady
Frances Brandon geboren – die Mutter Lady Jane Greys.
Ein Jahr zuvor war Prinzessin Mary, Tochter Henrys VIII. und seiner ersten Frau
Katharina von Aragon, zur Welt gekommen. Eine lebenslange Freundschaft sollte Mary Tudor und
Frances Brandon über alle Schicksalsschläge hinweg miteinander verbinden. Als Henry sich
von Katharina scheiden ließ und Anne Boleyn heiratet, führte dies zum Bruch mit Rom, da
Papst Clemens VII. sein Einverständnis zur Trennung verweigert hatte. Nach der Scheidung
ihrer Eltern wurde Prinzessin Mary zum Bastard erklärt und die 1533 geborene Prinzessin
Elizabeth zur Thronfolgerin ernannt.
Lady Frances Brandon heiratete im selben Jahr Henry Grey, den Markgrafen von Dorset. Das
Paar unterhielt enge Verbindungen zur königlichen Familie und legte großen Wert auf ein
standesgemäßes Leben, was wiederholt zu finanziellen Schwierigkeiten führte.
1536 war mit der Hinrichtung ihrer des Ehebruchs bezichtigten Mutter Anne Boleyn auch
Prinzessin Elizabeth für illegitim erklärt worden. Obschon Henry seine Töchter 1544 wieder
in die Thronfolge einsetzte, entfernte er den Makel der Illegitimität nie.