Das Ende der Herrschaft

Nach nur neun Tage endete am 19. Juli 1553 die „Herrschaft" Königin Janes und Mary Tudor wurde unter gewaltigem Jubel in London zur rechtmäßigen Königin proklamiert. Währenddessen musste Jane die königlichen Gemächer verlassen und wurde als Gefangene der Krone im Haus des Kerkermeisters untergebracht.
 
Die abtrünnigen Lords bemühten sich, ihren Anteil am missglückten Putsch herunterzuspielen und behaupteten, unter Zwang gehandelt zu haben. Im Triumph wurde der eben noch gefürchtete Herzog von Northumberland als Verräter durch die Straßen Londons geführt. Kurze Zeit später musste er sich einem Gericht, das zu großen Teilen aus seinen ehemaligen Verbündeten bestand, stellen und wurde zum Tode verurteil. Seine Reue und seine Konversion zum katholischen Glauben konnte ihn nicht mehr vor dem Schafott bewahren: Königin Mary, die soeben euphorisch von ihren Untertanen in London begrüßt worden war, musste Northumberland und seine engsten Anhängern als Schuldige bestrafen, um so zwei junge Leben retten zu können: Lady Jane und ihren Gatten Guildford Dudley. Als Lady Jane am 14. November 1553 ihren Richtern gegenübertrat und erwartungsgemäß wegen Hochverrates zum Tode verurteilt wurde, war sie sich der königlichen Begnadigung gewiss und trug das Urteil mit Fassung.
 
Gegen Ende des Jahres entschloss sich die 37-jährige Königin, den Antrag ihres Onkels Kaiser Karls V. anzunehmen und dessen 26-jährigen Sohn Philipp von Spanien zu heiraten. Bereits vor Weihnachten lösten Gerüchte über die geplante Verbindung mit dem Hause Habsburg erste Wellen des Protestes aus. Nachdem Mary am 12. Januar 1554 den Ehevertrag unterschrieben hatte, brachen in verschiedenen Teilen des Landes Aufstände aus, die die Hochzeit verhindern wollten. Am kritischsten war die nach ihrem Anführer Sir Thomas Wyatt benannte „Wyatt Rebellion", die von Kent (Südengland) ausging. Wyatt zog mit seinen Truppen bis vor die Tore Londons, wo er am 7. Februar aufgeben musste und gefangen genommen wurde.
 
Zur selben Zeit versuchte Janes soeben von der Königin begnadigter Vater in Leicestershire vergeblich, einen Aufstand gegen die spanische Ehe zu zünden. Alle Aufrührer wurden zu Verrätern erklärt, deren Ziel – so der Vorwurf – es gewesen sei, Königin Mary zu stürzen und Lady Jane erneut auf den Thron zu setzen. Philipp weigerte sich, nach England zu reisen, solange Marys Thron nicht gegen erneute Putschversuche zugunsten Janes gesichert war. Die Zeit der Gnade war vorbei: Die Königin konnte Lady Jane und Guildford Dudley nicht länger schonen und war gezwungen, die Todesurteile zu unterschreiben. Die letzte Hoffnung für die Verurteilten bestand im Konfessionswechsel, doch Jane weigerte sich standhaft, ihren Glauben zu verraten. Am 12. Februar 1554 wurde Lady Jane im Hof des Towers enthauptet. Ihr Mann Guildford war eine Stunde vor ihr auf dem Tower Hill hingerichtet worden. Die Leichen wurden in der Kirche St. Peter ad Vincula im Tower beigesetzt.
 
Henry Grey folgte am 23. Februar seiner Tochter auf das Schafott. Thomas Wyatt wurde am 11. April hingerichtet. Nun war Philipp von Spanien bereit dazu, nach England zu kommen und Königin Mary – seine Cousine – zu heiraten. Die Ehe wurde am 25. Juli 1554 in Winchester geschlossen und blieb kinderlos. Als Mary am 17. November 1558 starb begann mit der Herrschaft ihrer Halbschwester das Elisabethanische Zeitalter, das England zu Weltruhm bringen sollte.


 
 
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