Informationsseite zur Ausstellung in der UB Siegen, 27. November 1995 - 7. Januar 1996
Von Paul-Michael Oschatz
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Hinter der Wand
Ganzfranzband mit Ledermosaik. Blinddruck.
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Bernd Weimar sorgt aber nicht nur für die äußere Gewandung der Bibliotheksbücher, er schaut auch in sie hinein. Er ist Mitglied der Büchergilde Gutenberg und passionierter Leser. Nur ein solcher kann auf die Idee kommen und diese in die Tat umzusetzen versuchen, den Büchern ein dem Inhalt angemessenes Gewand zu verleihen. Es ist der Ehrgeiz des künstlerischen Buchbinders, den Einband so zu gestalten, daß Inhalt und äußere Gestalt ein Ganzes bilden. Das bedeutet aber auch, daß jedes "overdressing" zu vermeiden ist. Ein Schulbuch, ein Wörterbuch, ein Kochbuch darf nicht in "Brokat" gekleidet werden. Die Beispiele, die in der Ausstellung zu sehen sind, kommen diesem Ideal nahe.
Geschichten aus dem alten Japan
Edelpapierband mit Lederschienen. Bunt-
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Der Buchbinder hat bei seiner Einbandgestaltung auf zweierlei zu achten: Zum einen auf die materielle Erscheinung des Buches, auf Typographie, Papier, Illustrationen, und zum anderen auf die geistige Erscheinung, die in Sprache, Stil, Thematik zum Ausdruck kommt. An Motive und Gedanken aus beiden Bereichen knüpft der intelligente, einfühlsame Buchbinder an, wenn er Material und Farben für den Einband wählt und sich Gedanken über Schmuckformen macht. Ein wichtiges Kapitel ist dabei die Auswahl der Vorsatzpapiere. Hier ist Bernd Weimar eigene, neue Wege gegangen, wie die kleine Auswahl von Ölmarmorpapieren an den Stellwänden erweist. Ebenso wie die Handeinbände sind auch seine ausdrucksvollen Buntpapierblätter allesamt Unikate, fast zu schade, um zugeschnitten zwischen zwei Buchdeckeln zu verschwinden.