Adolf Reichwein 1898 - 1944 Reformpädagoge und Widerstandskämpfer |
||||||
Eine Ausstellung des Projektseminars
"Adolf Reichwein - Erinnerung und Bedeutung" vom 5. bis 30. Juli 2004
Konzeption und Leitung:
Hier sind
Bilder von der Ausstellungseröffnung
|
||||||
Die Universitätsbibliothek Siegen nimmt den 60. Jahrestag des Attentatsversuchs Graf
Stauffenbergs auf Hitler und damit den Höhe- und Sammlungspunkt des deutschen
Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime zum Anlass, in einer Ausstellung an
den Reformpädagogen und Widerstandskämpfer Adolf Reichwein zu erinnern.
Die Ausstellung wurde zum 50. Todestag Reichweins im Rahmen eines Projektseminars
unter der Leitung von Ekkehard Geiger an der Pädagogischen Hochschule Freiburg
konzipiert und seitdem an zahlreichen Schulen und Hochschulen präsentiert.
Geprägt durch seine Erfahrungen im Wandervogel und seine Erlebnisse als Soldat während des Ersten Weltkrieges engagiert sich Adolf Reichwein intensiv für reformpä- dagogische Konzepte, die er nach einem breitgefächerten Studium in Frankfurt/Main und Marburg in seinen unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten in die Praxis umzusetzen versucht. Bis 1933 liegt sein Hauptaugenmerk im Bereich der Erwachsenenbildung und der Lehrerausbildung. Aufgrund seiner SPD-Mitgliedschaft wird er im April 1933 aus seinem Professorenamt an der Pädagogischen Akademie in Halle/Saale entlassen. An Stelle der Emigration in die Türkei wählt Reichwein die Abgeschiedenheit der Provinz: Als Schulleiter einer einklassigen Volksschule im märkischen Tiefensee entwickelt und praktiziert Reichwein ein Erziehungs- und Unterrichtskonzept, das fast alle reformpädagogischen Leitmotive der Zeit vor dem Nationalsozialismus kritisch und bündig zusammenfasst. Die beiden Praxisberichte aus jener Zeit „Schaffendes Schulvolk" (1937) und „Film in der Landschule" (1938) zählen noch heute zu den Standardwerken der späten Reformpädagogik bzw. der Medienpädagogik. Im Mai 1939 wird Reichwein Leiter der Abteilung „Schule und Museum" am Berliner Museum für Deutsche Volkskunde (heute: Museum Europäischer Kulturen), wo er eigene Akzente zum Thema Museumspädagogik setzt und Richtlinien für die Zusammenarbeit von Schule und Museum entwirft. Schon bald nach dem Wechsel nach Berlin schließt sich Reichwein der Widerstandsgruppe um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Yorck von Wartenburg an: Zwischen 1940 und 1944 nimmt Reichwein an verschiedenen Treffen des Kreisauer Kreises teil. Er fungiert als wichtiges Bindeglied zu Vertretern der Arbeiterbewegung und des kommunistischen Widerstandes, die für die Kreisauer Planungsarbeit gewonnen werden können. Als Kultusministerkandidat für eine Regierung nach Hitler besteht seine Aufgabe darüber hinaus in der Ausarbeitung einer umfassenden Bildungsreform. Am 04. Juli 1944 fällt Reichwein auf dem Heimweg von einem Treffen mit Delegierten des Zentralkomitees der illegalen KPD der Gestapo in die Hände. Nach mehrmonatiger qual- voller Haft wird er am 20. Oktober 1944 vom „Volksgerichthof" unter Vorsitz Roland Freislers zum Tode verurteilt und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Doris Schirra |
||||||
|